Das Gelübde der Keuschheit – eine Einladung, sich zu überlassen

Das Gelübde der Keuschheit ist vielleicht das am schwersten zu verstehende Gelübde. Es spricht von Gottes Liebe zu uns und von unserer Liebe zu Gott. Man kann das Keuschheitsgelübde weder leben noch verstehen, ohne eine persönliche Beziehung zu Gott zu haben.

„Keusch“ zu leben bedeutet, sich hinzugeben, von sich selbst weg hin zum anderen zu denken und zu leben, niemanden auszunutzen für die eigenen Bedürfnisse, sich zu verschenken. Somit ist Keuschheit auch eine Tugend, die für die Ehe gilt.

Wenn Ordensleute geloben, in Keuschheit zu leben - und somit nicht zu heiraten und keine Kinder zu bekommen, lassen sie zu, dass Gottes Liebe tiefer und grösser ist als alle zwischenmenschliche Liebe. Für einen Menschen, der zum Ordensleben berufen ist, kann es darum nichts Schöneres und Erfüllenderes geben, als auf diese Liebe mit der ganzen Hingabe seines Leibes, seiner Seele und seines Willens zu antworten. Der Verzicht auf die gelebte Sexualität ist Teil dieser Ganzhingabe.